Freitag, 13. Juli 2012

Die Kraft der Pflanzen neu entdecken


Viele Menschen betrachten das was auf der Erde  wächst, als Tierfutter für ihre Hasen, Meerschweinchen usw. Nachwachsende Rohstoffe wie beispielsweise Kartoffeln oder Mais werden nicht mehr verzehrt um unseren Hunger zu stillen, sondern dienen oft der Treibstoffherstellung. Wird unsere nächste Generation Brot überhaupt noch kennen, wenn wir unsere Grundnahrungsmittel immer mehr zweckentfremden? Vielleicht ist dieser Gedanke gar nicht so abwegig und wir stillen in Zukunft unseren Hunger mit einer vom Pharmakonzern hergestellten Superpille die uns mit allen wichtigen Nährstoffen versorgt.

In diesem Zusammenhang kommt mir des Öfteren die Sage von der Stadt Vineta in den Sinn. Eine schöne und reiche Stadt hoch oben am Meer. Den Bewohnern dort ging es so gut, dass sie ihr Getreide verheizten. Doch eines Nachts kam eine riesige Springflut und radierte die ganze Stadt aus. Nur wenn es ganz still ist, hört man das läuten der Kirchenglocken in der Tiefe.

Was hat das mit uns zu tun, werdet ihr fragen? Nun ja, unser Umgang mit Mutter Erde, so scheint mir, ist nicht viel besser. Oder was sagt ihr dazu, dass es Bauern gibt, die ihr Gemüse unmittelbar nach dem Pflücken auf den Müllplatz bringen, um durch die künstliche Verknappung einen höheren Preis zu erzielen?

Völker früherer Zeiten, denen unser naturwissenschaftlicher Hintergrund noch fehlte, betrachteten unsere Welt noch mit anderen Augen. Sie waren noch ein Teil der Natur und waren dankbar über die Nahrung, das reine Wasser und die saubere Luft. Viele Erkenntnisse und Einsichten dieser Menschen sind uns, infolge unseres Analysierens und Experimentierens verloren gegangen. Früher galt es als Selbstverständlich, dass die Blumen, Bäume und Gräser von Feen und Elfen bewohnt waren. Man bat sie beispielsweise um die Blätter des Salbeis, wenn Halsweh aufkam. Heute gehört das für Menschen mit gesundem Menschenverstand alles ins Reich der Fantasie.

Doch alle Völker hatten ihre Geschichten und Mythen von Sträuchern, Bäumen und Blumen. 

Viele Mythen sind schon sehr alt und zeigen uns ein Zusammenleben von Mensch, Tier und Pflanze, welches sehr eng gewesen sein muss. Gerne bringe ich euch eine solch alte Geschichte über die Wegwarte näher, in der meines Erachtens sehr viel Weisheit steckt. Für mich hat die Blume mit ihrem geheimnisvollen Blau etwas romantisches und zugleich auch etwas hoffnungsvolles. Vor sehr langer Zeit wartete eine junge Frau auf die Rückkehr ihres Geliebten. Jahr für Jahr, egal ob die Sonne schien ob es regnete oder schneite, sie wich nicht vom Strassenrand. Die Menschen, die an ihr vorbeizogen, schüttelten nur ihre Köpfe und empfanden es als Zeitverschwendung. Trotzallem brachte man sie nicht vom Strassenrand ab. Als sie allmählich ergraute, wurde sie von den Göttern in eine blaue Blume verwandelt und bekam als Lohn fürs Warten die Gabe andere zu heilen. 
In der bekannten Bachblüten-Therapie wird die strahlende Seelenkraft der Wegwarte heutzutage bei besit­zergreifenden und zu Selbstmitleid neigenden Menschen, die viel Liebe, Mitgefühl und Auf­merk­­samkeit brauchen, eingesetzt.
Leider gibt es nicht nur wunderbare Mythen, die uns etwas über die Kräfte der Pflanzen mitteilen möchten, sondern es gibt auch immer wieder Irrtümer, welche anscheinend nicht auszurotten sind. Ich denke da an Missverständnisse über Wirkungen, welche auch in Kräuterbüchern immer wieder zu finden sind. Ein Klassiker ist z.B. das Märchen vom Spinat. Entsprungen ist es in Amerika in den 1930igern. Spinat wächst sehr gut auf ausgelaugten Böden und wurde zu diesem Zweck grossflächig angebaut. Nun muss dieses Gemüse aber auch wieder unters Volk verteilt werden. Dieses Problem konnte durch die Comicfigur Popeye gelöst werden. Um diese grüne Pampe lukrativ zu verkaufen, wurden Analysen geschrieben. 100 g Spinat enthält 5 mg Eisen. Beim Abschreiben jedoch, schlich sich ein fataler Fehler ein, und so kam es, dass noch heute in vielen Tabellen 50 mg angegeben werden. Ob mit Absicht oder aus Schlamperei, dies sei mal hingestellt.

Ein trauriges Schicksal widerfuhr beispielsweise dem Wallwurz. Ein uraltes, sehr gut bewährtes Knochenheilmittel. Da nach wissenschaftlichen Untersuchungen geringe Mengen von Pyrrolizidin festgestellt wurden, wurde er aus den meisten Heilsalben herausgenommen. 
Doch unsere Abhängigkeit von wissenschaftlichen Studien, ist noch lange kein Beweis dafür, dass wir weniger naiv sind als unsere Vorfahren. Im Gegenteil: Wir sind so wundergläubig wie eh und je, einfach auf eine andere Weise. 
Unsere hochgepriesenen Mittel gegen Schmerzen, Entzündungen usw. kommen aus Pharmakonzernen. Anstatt an Zauber glauben wir an die Unfehlbarkeit unserer modernen Untersuchungsmethoden, an die wundersame Brotvermehrung durch die Gentechnik oder an das Sakrament von Impfungen. Die Zeiten der einfachen Pflanzenkräuter und deren Heilwissen geht dem Ende zu. Jedenfalls scheint dies bei unseren einheimischen Pflanzen der Fall zu sein. Doch bereits schon Paracelsus als auch Edward Bach sahen zu Lebzeiten den Zusammenhang zwischen Herkunft und Wirksamkeit der Pflanzen. Paracelsus schrieb zu diesem Thema: 
„Einem jeglicher Land wächst seine Krankheit selbst und auch seine Arznei selbst.“
 Aber in unserer modernen Zeit, ist man schnell auf einem anderen Kontinent. Gut möglich, dass die Zeit reif ist, für ein sowohl-als-auch. Klar ist jedoch, dass wir in einer sehr unruhigen Zeit des Umbruchs leben. Fragen, die längst gelöst schienen, werden neu diskutiert und hinterfragt. Meines Erachtens ist man da gut beraten, einmal eine eigene Bestandsaufnahme durchzuführen. Fragen zu klären wie beispielsweise, wie steht es damit, eigenständige Entscheidungen zu treffen? Zur „besten Medizin, den besten Ärzten“ unser ganz persönliches Ja oder Nein zu sagen? Sich selbst zu lieben, auch wenn man nicht die Traummasse 90-60-90 hat. Funktioniert sie noch, die Stimme eurer Intuition. Durch die Fluten an Nachrichten, Informationen und Meinungen wird es uns sehr schwer gemacht, zu unserer inneren Mitte zu finden, wo wir uns keine Maske mehr aufsetzen müssen, wo wir etwas schlecht finden dürfen, auch wenn es der letzte Schrei ist. Die Gefahr der Fremdbestimmung ist gross. Schon lange haben wir unsere Eigenverantwortung an die Ärzte abgegeben. Kein Wunder – wer kann sich hierzulande noch gesund fühlen, wenn jährlich über hundert neue Krankheiten entdeckt werden? Bin ich noch ein vollwertiger Erdbürger, weil ich momentan Verdauungsprobleme habe? Entspreche ich noch den Anforderungen, wenn ich mich nicht gegen die Schweinegrippe impfen lasse; und Alltagsbeschwerden mit Johanniskraut und Ringelblume kuriere; und mich nicht bei jedem Schnupfen zur Antibiotikakur entschliesse?

Eigentlich schmecken mir morgens meine selbstgebackenen Marmeladebrötchen besser als Kellogs. Und eine Tasse Tee von meinen selbstgesammelten Lindenblüten ist sicher genussvoller als ein Kunstfruchtjoghurt von Hirz und Co. Benötigen wir wirklich diese ganzen „wants“ und „needs“, welche uns eine intakte Welt vorgaukeln, in der es fast schon als kriminell gilt, eine Falte im Gesicht zu haben? Vielleicht sollte ich anstelle eines shoppings, wieder einmal in den Wald gehen um Hagebutten, Brennesseln und Weissdorn zu sammeln. Einfach wieder einmal ein Stündchen bei Mutter Natur verbringen. Mich an eine alte Eiche lehnen und seine Kraft spüren. Mit Sicherheit hilft das meinem Immunsystem mehr als eine Schachtel Vitamintabletten. Für einen Augenblick die Nachrichten, den Wetterbericht usw. vergessen. Einfach im Gras sitzen und hören, wie der Wind weht und die Vögel zwitschern. Daheim sein in mir, in meiner Welt, die gross genug ist für einen Moment des Glücks.